Nur wo Tequila draufsteht ... 

Die Produktionsmengen von Agavenschnaps waren im 17. Jahrhundert recht gering. Erst nach der mexikanischen Unabhängigkeit im Jahre 1821 wurde es schwieriger, Alkohol aus Spanien zu beziehen. Daher begann man, nordwestlich der Stadt Guadalajara in dem Dorf Tequila (der Name leitet sich von den Nahuatl-Wort tequitl für „Arbeit“ ab) Agaven als Feldfrüchte anzubauen. Der aus diesen hergestellte Agavenschnaps wurde bis nach Mexiko-Stadt geliefert, ab 1873 exportierte die Destillerie Don Cenobia Sauza seine Schnäpse sogar in die USA.

Zunächst waren die exportierten Mengen übersichtlich, doch im 20. Jahrhundert stieg der Durst der US-Amerikaner auf Agavenschnaps stetig an. Mit dazu beigetragen haben die Prohibition in den USA (da sich der Schnaps von Mexiko aus leicht über die Grenze schmuggeln ließ), die beliebten mexikanischen Spielfilme der 1930er und 1940er Jahre (in denen Agavenschnaps als Teil der mexikanischen Kultur vorgeführt wurde) sowie die Erfindung des Margarita in den frühen 1940er Jahren in New York, der zu einem der beliebtesten Cocktails in den USA wurde. So wurden bereits 1945 mehr als eine Million Gallonen Agavenschnaps in die USA exportiert (auch heute noch gehen etwa 45% des hergestellten Tequilas in die USA, 40% werden auf dem heimischen mexikanischen Markt vertrieben).

Um den Tequila als nationales Kulturerbe zu bewahren, hat die mexikanische Regierung im Jahr 1978 Regelungen aufgestellt, unter welchen Bedingungen sich ein Agavenschnaps „Tequila“ nennen darf. So darf für einen Tequila beispielsweise nur eine bestimmte Agavenart (die blaue Agave) verwendet werden, die Agaven dürfen nur in bestimmten Regionen gewachsen sein (dazu gehören 181 Bezirke im Bundesstaat Jalisco sowie in Teilen der Bundesstaaten Nayarit, Michoacan, Guanajato und Tamaulipas). Agavenschnäpse, die diese Anforderungen nicht erfüllen, kommen unter dem Namen Mezcal auf dem Markt (zumindest, wenn sie die im Jahre 2005 eingeführten Normen für Mezcal erfüllen) oder einfach nur als Agavenschnaps.

Die mexikanische Aufsichtsbehörde Consejo Regulador del Tequila, kurz: CRT, ist eine Kommission von Experten, die die strengen gesetzlichen Anforderungen von Erzeugung des Tequila überwacht. Zur Bestätigung ihrer Authentizität werden die Produktionsbetriebe vom CRT mit sogenannten NOM- und DOT-Identifizierungsnummern versehen, die auf dem Flaschenetikett angebracht werden.

Die geschützte Ursprungsbezeichnung des Tequilas ist vergleichbar mit dem Cognac (einem Weinbrand, der sich nur dann „Cognac“ nennen darf, wenn er aus der französischen Region Cognac stammt) oder dem Champagner (einem Schaumwein, der sich nur dann „Champagner“ nennen darf, wenn er aus der französischen Region Champagne stammt) sowie mehr als 3000 weiteren geschützten Ursprungsbezeichnungen für Lebensmittel weltweit. Und wenn man den Tequila als Agaven-Version des Cagnacs ansieht, entspräche der Mezcal dem Weinbrand und der Pulque dem Federweißen.

Heute gibt es – insbesondere im Bundesstaat Jalisco – 130 Destillerien für Tequila, die insgesamt etwa 800 verschiedene Tequilas herstellen.

 
 
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